Frühjahrssynode 2018

Vom 19. bis 20. April 2018 tagt die Frühjahrssynode der Evangelisch-reformierten Kirche im Kloster Möllenbeck (Weserbergland).

Für die gewählten Synodenmitglieder ist dies die letzte Zusammenkunft in ihrer Wahlperiode. Nach dem Gemeindewahlen im März wird sich auch die Gesamtsynode neu zusammensetzen. Konstituierende Sitzung ist am 21. September in Emden.

Schwerpunkt der Beratungen der 61 Synodenmitglieder ist das Thema Kirche im ländlichen Raum.


1. Synodentag: 19. April 2018

Präses Norbert Nordholt hat am Vormittag die Frühjahrssynode der Evangelisch-reformierten Kirche eröffnet. Nach dem Eröffnungsgottesdienst in der Klosterkirche nahmen die 62 Synodalen ihre Beratungen im Kloster Möllenbeck auf.


Bericht des Moderamens
Für den Reformationstag als Feiertag

Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat sich erneut für den Reformationstag als allgemeinen Feiertag ausgesprochen. Im Bericht des Moderamens sagte er vor der Gesamtsynode, ein allgemeiner Reformationsfeiertag solle zu einer Stärkung des kirchlichen und gesellschaftlichen Selbstbewusstseins beitragen. Der Feiertag dürfe ebenso wenig eine „Lutherfeier“ wie eine „Selbstfeier des Protestantismus“ werden dürfe. Aus den Erfahrungen des Reformationsjubiläumsjahrs 2017 sehe er aber auch nicht diese Gefahr.

In Niedersachsen wird in Kürze der Landtag über die Einführung des 31. Oktober als allgemeinen Feiertags entscheiden. Bremen und Schleswig-Holstein haben diese bereits vor einigen Wochen getan.

Heimbucher will den Reformationstag ökumenisch feiern und sieht darin keine Abgrenzung zur katholischen Kirche. Diese hatte sich stets kritisch zu den Plänen geäußert. Heimbucher sagte: „Wir möchten den Reformationstag wo immer es geht gemeinsam mit unseren römisch-katholischen Geschwistern zum Blühen bringen.“ Auch hier wolle er an die Erfahrungen aus dem Jahr 2017 anknüpfen, in dem die ökumenischen Versöhnungsgottesdienste in Hildesheim und Osnabrück Konfessionsgrenzen abgebaut hätten. Es gelte den Ruf dieser Gottesdienste zu stärken: „Wir danken Gott dafür, dass es euch als Christinnen und Christen der anderen Konfession gibt!“

Heimbucher verteidigte den Feiertag auch gegenüber der Kritik von Seiten des christlich-jüdischen Dialogs und der jüdischen Gemeinden wegen der antisemitischen Haltungen Martin Luthers. Er betonte: „Das Reformationsjubiläum 2017 hat auch im Verhältnis der evangelischen Kirche zum Judentum eine neue Qualität möglich gemacht.“ Anspruch der Reformation sei auch, dass Kirche sich beständig weiterentwickle und dazu gehöre eine beständige Bekämpfung und Überwindung des Antisemitismus.

Kritik am Reformationstag als allgemeinen Feiertag kam von Seiten der Studierenden. Die Theologiestudentin Katja Fokken forderte, dass bei der Auswahl des Feiertags die Einsprüche von katholischer und besonders von jüdischer Seite Berücksichtigung finden müssten. Sie sprach sich dafür aus, dass die Evangelisch-reformierte Kirche zusammen mit den jüdischen Landesverbänden und den katholischen Bistümern einen Feiertag finde solle, mit dem alle einverstanden sind.

 

Weiter im Impulsprozess

Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat eine bessere Vergütung der ehren- und nebenamtlichen Arbeit angekündigt.  Im Bericht des Moderamens sagte er unter der Überschrift des Impulsprozesses, dass die Aufwandsentschädigungen für Ältestenprediger sowie die Übungsleiter- und Ehrenamtspauschalen für Chor- und Posaunenchorleiter angehoben werden sollen. Außerdem solle der Orgelunterricht durch Zuschüsse gefördert werden.

In dem Entwurf eines Pfarrstellen-Freigabegesetz sieht das Moderamen noch weiteren Beratungsbedarf. Ziel des Gesetzes sei es, eine größere Transparenz und Berechenbarkeit bei der Freigabe von Pfarrstellen zu erreichen. Offen sei noch, wie die Anzahl der Kirchengemeinden, die Anzahl der Predigtstätten, die geografische Größe der Gemeinde sowie die Anzahl ihrer Einrichtungen bei dem Stellenumfang berücksichtigt werden müssen. Auch sollten gesamtkirchliche Aufgaben einfließen.

 

Thema Frieden: Heimbucher fordert mehr Familiennachzug
Die zerstörte Stadt Homs (Foto: OBJM / shutterstock.com)

Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat einen großzügigeren Familiennachzug für syrische Flüchtlinge gefordert. "Viele von denen, die sich zu Beginn des Konflikts für Menschenrechte eingesetzt und vom Assad-Regime distanziert haben, werden bis auf weiteres in ihren Herkunftsorten kaum eine Chance zur Heimkehr haben", sagte er am im Bericht des Moderamens vor der im Kloster Möllenberg im Weserbergland tagenden Gesamtsynode.  "Sie brauchen unsere Unterstützung."

Heimbucher warnte davor, sich an das "scheinbar unaufhaltsam weitergehende Morden in Syrien" zu gewöhnen. Die reflexartige Schuldzuweisungen, etwa auf der Linie des alten Ost-West-Gegensatzes, führten bei der komplexen Gemengelage der Gewalt kaum weiter. Er appellierte an die Politik, die Bemühungen der Vereinten Nationen unterstützen, um den Einsatz chemischer Waffen zu untersuchen, die Waffen sicherzustellen und zu vernichten. Den Einsatz von Fassbomben geißelte Heimbucher als Kriegsverbrechen.

Der Kirchenpräsident rief die am Krieg in Syrien beteiligten Mächte zu einem Waffenstillstand und zu Verhandlungen auf: "Wir müssen diejenigen politisch unter Druck setzen, die diese Aufklärung behindern oder die Weltöffentlichkeit mit abenteuerlichen Behauptungen von ihren Verbrechen ablenken wollen." Vergeltungsaktionen und impulsive Militärschläge lehnte er dagegen ab.

Schon jetzt müssten Kriegsverbrechen öffentlich benannt und dokumentiert werden, sagte Heimbucher. Die Verantwortlichen müssten eines Tages in rechtsstaatlichen Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof zur Rechenschaft gezogen werden. "Ohne eine Aufarbeitung der Verbrechen wird es keine Versöhnung geben."

Zum Abschluss der Gesamtsynode am Freitag werde die Synode ein Friedensgebet durchführen. Anschließend wird das Diskussionspapier "Um Gottes Willen - Frieden fördern. Gewalt vermeiden" verteilt. Es enthalte Impulse, die in den Gemeinden weiter diskutiert werden sollen und die gesellschaftliche Diskussion zum Thema Frieden befördern. (epd)



Du siehst mich: Schwerpunktthema Kirche im ländlichen Raum

Am Nachmittag hat die Synode die Beratungen zum Schwerpunktthema „Kirche im ländlichen Raum“ aufgenommen. Es sei als ein weiterer Impuls des seit drei Jahren laufenden Zukunftsprozesses konzipiert, betonte Kirchenpräsident Martin Heimbucher. Immerhin lebten rund zwei Drittel der Kirchenmitglieder der Evangelisch-reformierten Kirche im ländlichen Raum.

Der Geowissenschaftler Karl Martin Born von der Universität Vechta hob hervor, welche Bedeutung die Kirche auf dem Land als Institution und als Gemeinschaft der glaubenden Menschen habe. Die Kirche sei ein Träger der regionalen Daseinsfürsorge. Born nannte hier die Felder Kultur, Soziales und Bildung. Ralf Kötter, Dozent am Gemeinsamen Pastoralkolleg in Villigst machte den Synodalen Mut zur Kooperation und zur Gemeinwesenarbeit. Das Motto des letzten Kirchentags in Berlin biete dabei Orientierung: „Du siehst mich!“ Es gehe darum in der Arbeit der Kirchengemeinde die Bedürfnisse der Menschen aufzuspüren und Angebote für sie entwickeln.  Kötter sagte: „Menschen müssen sich persönlich wahrgenommen fühlen, und zwar nicht nur als Objekte kirchlicher Vereinnahmungsstrategien, sondern als Subjekte ihres eigenen Lebens mit den individuellen Potentialen und Herausforderungen.“

Ralf Kötter

Kötter berichtete über ein Praxisbeispiel aus einer evangelischen Gemeinde im südlichen Siegerland. Ein gemeinsam mit der Diakonie entwickeltes Konzept über die Beschäftigung einer Gemeindeschwester habe die Mobilität vieler alter Menschen deutlich erhöht. Anschließend habe das Konzept für den gesamten Landkreis eine Sogwirkung entfaltet. Flächendeckend habe dieser  das Modell eingeführt und finanziert. Viele weitere Projekte  seien in der Kirchengemeinde entstanden, bei denen stets die aktive Partizipation am gemeinschaftlichen Leben gefördert wurde: für  Kinder durch eine Übermittagsbetreuung, für Demenzerkrankte. „Die Kirchengemeinde entwickelte sich aus einer ‚armen Kirchenmaus‘ zu einer glaubwürdigen Akteurin im Raum“, so Kötter. Er betonte, dass die Zukunft der Kirche eine Frage der Haltung sei: „Du siehst mich!“