Geschichliches zur reformierten Kirche in Loga

In unmittelbarer Nähe zur Evenburg mit einem Park, der zu Spaziergängen einlädt, befindet sich die reformierte Kirche Loga. Sie ist gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtet worden; das genaue Geburtsjahr ist jedoch nicht feststellbar.

Der Turm der Kirche ist im Verhältnis zum Alter der Kirche noch jung; er ist knapp 160 Jahre alt. Als 1839 der alte freistehende Glockenturm baufällig geworden war, ist der neue an der Westseite der Kirche aufgebaut worden. Er stellt in Ostfriesland eine augenfällige Erscheinung dar. In seiner äußeren Form ist er mit einem Minarett des Orients vergleichbar; obwohl morgenländische Architektur weder auf Baumeister noch Bauherrn Einfluss genommen haben. Vielmehr ist die heutige Form des Turmes erst entstanden, als die frühere Rundkuppel (Vergleiche Große reformierte Kirche in Leer) baufällig geworden war und durch ein Spitzdach ersetzt werden musste.

Glocken

Im Turm hingen einst zwei Glocken, die mit denen der lutherischen Kirche zu vierstimmiger Resonanz abgestimmt waren. Das wundervolle Geläut, an das sich die Älteren in Loga noch gern erinnern, ertönt nicht mehr zum Lobe Gottes. Zwei Weltkriege forderten ihren Tribut. Im 1. Weltkrieg musste die kleine Glocke zum Einschmelzen abgeliefert werden, im 2. Weltkrieg die große. Schon 1920 wurde die kleine Glocke ersetzt; durch die große Gebefreudigkeit der Einwohner konnte auch eine neue große Glocke von der Glockengießerei Wilhelmshütte gegossen werden. Die Inschrift auf der Glocke lautet: „Nahet Euch zu Gott, so nahet er sich Euch.” Die 58 Zentner schwere Glocke erklang zum ersten Mal Weihnachten 1958.

Vermutlich aufgrund der Kosten wurde allerdings im Jahr 1958 keine Bronzeglocke, sondern eine Eisenhartgussglocke eingebaut. Diese war im Lauf der Jahre so stark von Rost zerfressen worden, dass sie still gelegt werden musste. Wieder hat die Spendenbereitschaft der Gemeinde und weiterer Geldgeber dazu beigetragen, dass im Jahr 2017 eine neue 2,9 Tonnen schwere Bronzeglocke bei der Firma Petit & Edelbrock in Gescher gegossen und am 19. September in unseren Glockenturm beförder werden konnte. Nun ist das schöne Geläut der Glocken von Loga wieder komplett.

Das hohe Alter der Kirche von rund 700 Jahren lässt sich gut am Mauerwerk mit den wuchtigen Handstrichsteinen im Klosterformat ablesen. An der Nordseite erblickt man eine längst zugemauerte Prozessionstür aus vorreformatorischer Zeit; es ist zu erahnen, wie die Kirche einmal ausgesehen hat. Mit den ursprünglich schmalen hoch angesetzten Fenstern und dem dicken Mauerwerk muss die Kirche einmal einer Festung geglichen haben. In der romanischen Zeit war es bautechnisch noch nicht möglich, große Fensterstürze zu bauen. Wie auch bei dieser Kirche mit einer Innen- und Außenschale des Mauerwerks, dazwischen Füllmaterial, suchte man Haltbarkeit in der Masse.

Kirche

Im Innern der Kirche wird der Blick auf ein anderes Zeugnis ihres Alters gelenkt,  den Chor. Mit einem Gewölbe versehen, dessen rechteckige Rippen auf Konsolen stehen, verlängert er in voller Breite das Kirchenschiff nach Osten um etwa 5,5 m. Der Choranbau erfolgte vermutlich im 15. Jahrhundert. Die Datierung 1472 durch einen eingemauerten Backstein über dem Nordportal (kopfstehend) könnte dafür sprechen.
Im Chorraum wird schon seit alters her das Abendmahl gefeiert. Die einladende Anordnung des großen Tisches und der Stühle lassen den Charakter einer wirklichen Tischgemeinschaft deutlich werden. Über dem Abendmahlstisch hängt an einem Hakengestänge, noch mit Wachskerzen bestückt, ein massiver bronzener Kronleuchter. Sein prachtvoller Knauf mit doppeltem Löwenantlitz trägt eine umlaufende Inschrift, welche erzählt, dass Aiet Haikens und Mena Tammena im Jahre 1690 der Kirche den Kronleuchter geschenkt haben.

Die bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1966 freigelegten Mauernischen im Chor dienten vermutlich zur Aufbewahrung von Reliquien oder sakralen Gebrauchsgegenständen. Auch stand noch bis 1934 im Chorraum eine neugotische gräfliche Banknische.

Unter dem Chor befindet sich ein Grabkeller, in den man früher durch eine kleine Tür im Innern der Kirche hineingelangen konnte. Mit Sicherheit können wir heute Rückschlüsse auf die Herkunft der Grabkammer ziehen. Im 17. Jahrhundert erhielt Oberst Ehrentreiter von Hofrieth vom damaligen Fürsten von Ostfriesland die Dörfer Loga und Logabirum zu Lehen. Zugleich bekam er damit besondere Rechte in der Kirche und kaufte sich im Chor der Kirche eine Grabstätte. Seine Tochter Maria heiratete den dänischen Feldmarschall Gustav-Wilhelm von Wedel. Maria, Gräfin von Wedel-Yarlsberg, geborene Freifräulein von Ehrentreiter, und ihr Vater, Oberst Erhard Reichsfreiherr von Ehrentreiter, sowie fünf weitere Personen und ein Kind der Familie von Wedel sind in der Gruft unter dem Chor beigesetzt. Unter ihnen befindet sich der Urenkel Ehrentreiters, Gustav Philipp, Freiher von Wedel, Erbauer der Philippsburg und seine Ehefrau, Magdalena Elisabeth, geb. Freiin von Clooster zu Dornum. Ihre beiden Epitaphien schmücken noch heute die Kirche. Der Sarg der Maria von Wedel trägt auf der Oberseite des Deckels ein silbernes Schild in Herzform mit dem Spruch: Römer 8, Vers 18: „Ich halte dafür, dass dieser Zeit Leiden nicht werth sind der Herrlichkeit, die an uns soll offenbart werden.”

Nach interdisziplinären Untersuchungen im Jahr 2014 konnte die Gruft mit Mitteln der Europäischen Union und des Landkreises Leer renoviert und der Öffentlichkeit für Führungen wieder zugänglich gemacht werden.

Eine vollständige Dokumentation der Renovierungsarbeiten der Gruft finden sie hier.

Aber der Grabkeller blieb nicht nur der Familie von Wedel vorbehalten; etwas abseits nach der Südseite zu fanden verdiente Prediger des Kirchspiels ihre Ruhestätten. Ein Teil ihrer Grabplatten ist noch erhalten und wurde im Turm aufgestellt. An der inneren Südseite der Mauer des Kirchenschiffes befindet sich noch heute eine schwarze Mamorplatte, die von der letzten Ruhestätte des Barons von Ehrentreiter erzählt. Darüber das Wappen; ein Schild mit einem Pferd und einem Burgtor. Die Inschrift des Steines ist interessant und lautet:

„Wer du auch bist von den Sterblichen,
siehe hier und steh ein wenig still
und lies und schaue sinnend an
das Monument und Denkmal des
berühmten edlen, adeligen Herrn
D.Ehrhardten S.R.F. und Freiherren
F.I. von Ehrentreiter, Herrn in Evenburg;
und in Loga und Logabirum mit Herrscherrecht betrauten;
Einst Obersten und tapferen Führer der Soldaten. Er hat das Denkmal sich errichtet nach vielen, vielen langen Mühsalen, nach Wanderungen, Pilgerfahrten, lastenreich, nach Drangsal, Trübsal, kaum ertragbar oft, nach schrecklichen und furchtbaren Gefahren.
Sowohl an den Höfen hoher Fürsten als auch auf den verschiedenen Feldzügen nach Braunschweig, Böhmen, Livland, Preußen, Polen und Belgien;
als einer, der sehr oft jenes goldene Wort des Prediger Salomo 2,Vers 11 „Siehe da, es war alles eitel und ein Haschen nach Wind und kein Gewinn unter der Sonne” als äußerst wahr und gewiss erfahren hat, und der endlich an diesem Ort, gesättigt mit Leben, Mühen und Ehren, eine sehr sanfte Ruhe gefunden hat und eine sehr fröhliche Auferstehung erwartet.
Er selbst hat dies bei Lebzeiten aufgeschrieben und angeordnet, dass es von seinen tiefbetrübten Angehörigen, seiner Witwe und seinen Töchtern, als Denkmal errichtet werden sollte, als Beispiel für die Nachkommen zum Andenken und in gleicher Weise zur Belehrung.
Geboren im Jahre Christ 1596 am 13. August,
Gestorben am 31. Dezember 1664.”

Kanzel

Sofort fällt dem Besucher der Kirche die besonders schöne Kanzel auf. Obwohl aus massivem Eichenholz gebaut, besticht sie durch ihre schlanke, fast zierliche Form. Über dem sechseckigen Predigtstuhl ist der ebenfalls sechseckige Schalldeckel in Form einer Krone gebildet. Am Schalldeckel findet sich eine Inschrift, die auf die Stiftung der Kanzel hinweist: DESE KROON EN PREDIKSTOEL IS GEGEVEN VAN GEERT CARSJENS EN AAFKE AEYELTS GROENEVELDS ECHTELIEDEN. Angefertigt wurde die Rokoko-Kanzel 1778 von YOCHIM CASPERS HESHEMIUS. Sie ist ausgeschmückt mit reicher, aber ausgewogener Ornamentik. Die stilisierten Reben und Trauben eines Weinstockes weisen auf das Wort Jesu hin: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.” (Joh 15).

 

Kanzel

Ein besonderes Schicksal widerfuhr dem ältesten Stück der Kirche, dem Bentheimer Taufstein. Er ist aus gelblichem Sandstein gehauen und einmal scharf überarbeitet worden. Mögliche Ornamente und Tragelöwen sind schon vorher entfernt worden. Das halbkugelartige Becken von etwa 70 cm Durchmesser hat schon seine Dienste getan, als die Kleinstkinder zur Taufe noch ganz in das mit Wasser gefüllte Becken getaucht wurden; eine Praxis, die schon lange nicht mehr geübt wird. Irgendwann erschien der Gemeinde der Taufstein zu groß und zu umständlich; sie karrten ihn aus der Kirche und ließen ihn draußen stehen. Eines Tages jedoch fand er wieder Verwendung: Als Kühlbecken in einer Logaer Schmiede! Der Schmied benötigte einen massiven Kessel und was lag näher, als sich dafür das offensichtlich ausrangierte Taufbecken zu besorgen! In der Schmiede hat es dann etliche Jahrzehnte seinen Dienst getan. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Taufstein wiederentdeckt und seiner alten Bestimmung zugeführt.
Nachdem Zwingli die Austreibung jeglicher „Kunstmusik” aus dem Gottesdienst verlangte, war auch die 1. Logaer Orgel nichts anderes als ein stummes Schmuckstück. Als sich die Einstellung zur Kirchenmusik milderte, gab die alte Orgel aus „Rache” über ihre Zurücksetzung an Klang nichts mehr her. Eine neue Orgel musste her! Aber schon nach 10 Jahren war sie durch die vom Boden aufsteigende Feuchtigkeit so verstimmt, dass sie von Grund auf ausgebessert werden musste; wie es 20 Jahre später noch einmal geschah.
Die heutige vierte Orgel wurde 1969 von der Logaer Orgelbauwerkstatt Ahrend & Brunzema gebaut. Sechs Orgelbauer waren ca. ein halbes Jahr mit dem Bau des Instruments befasst. Sie verfügt über neun Register ein selbständiges Pedal und eine Koppel vom Hauptwerk an das Pedal.
Als nach einem Vierteljahrhundert die gute Orgel zur „Inspektion” musste und alle 534 Pfeifen einzeln gesäubert wurden, meinte Pastor Ingo Brookmann angesichts der neu erstrahlenden Orgel: „Der Gemeindegesang ist die Seele unseres Gottesdienstes. Jetzt ist unsere Seele wieder rein.”

Maria Penning im November 2002
Photos: Ingo Brookmann