Begegnung in Ghana und Togo


Die Länder Afrikas verdienen unsere Aufmerksamkeit und unsere Solidarität

Eindrücke vom Besuch bei unseren reformierten Partnerkirchen in Ghana und Togo

Für 12 Tage im April 2016 haben wir, Pastor Thomas Fender und Kirchenpräsident Martin Heimbucher, erstmals die Evangelical Presbyterian Church in Ghana (E. P. Church) und die Eglise Evangelique Presbyterienne du Togo (EEPT) besucht. Zusammen mit der Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche, Edda Bosse, und überaus kundig begleitet von Pastor Hannes Menke, dem Generalsekretär der Norddeutschen Mission, haben wir viele ihrer Einrichtungen gesehen und uns mit Verantwortlichen ausgetauscht. Wir sind beeindruckt von dem Glaubenszeugnis unserer reformierten Schwestern und Brüder in Ghana und Togo und dankbar für ihr Engagement in der Zivilgesellschaft ihrer Länder.

Besuch eines kirchlichen Landwirtschaftsprojektes der EEPT in Messiwobe (Togo)

Engagement für Erziehung und Bildung

In Ghana haben wir uns über den intensiven und erfolgreichen Einsatz der E.P. Church auf den Feldern der Erziehung und der Bildung informiert. Es beginnt mit der Arbeit kirchlicher Kindergärten und Schulen und setzt sich inzwischen fort mit dem Aufbau eines von der Kirche getragenen University College in Ho (EPUC). Hier trägt der Ansatz der früheren Missionstätigkeit, Evangelisierung mit Ausbildung zu verbinden, in der Arbeit der selbstständigen afrikanischen Kirchen neue Frucht. „Knowlegde is Light“ lautet das Motto der EPUC, das Studierende und Professoren stolz auf ihren grün-bunten Gewändern tragen.

Besuch eines Straßenkinder-Projekt der E.P. Church Ghana; mit im Bild sind Sarah und Patrizia, zwei Freiwillige der NM.

Unsere Schwesterkirchen haben erkannt: Wenn man der großen und wachsenden Zahl der Kinder und Jugendlichen in Afrika eine Perspektive geben möchte, ist eine gute Ausbildung das A und O. Sehr beeindruckt sind wir von der erkennbaren Energie, von dem Fleiß und der Zielstrebigkeit, mit der junge Menschen hier die Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung wahrnehmen. Die inzwischen siebente „Graduation“ der EPUC, an der wir teilnehmen durften, war nicht nur eine formvollendete dreistündige Feier. Sie war vor allem auch ein Zeichen des berechtigten Selbstbewusstseins der rund 350 jungen Männer und Frauen, die hier ihre Examina bestanden haben - die meisten von ihnen in einer berufsbegleitenden Ausbildung.

Absolventen des Evangelical Presbyterian University College (EPUC) in Ho bei ihrer festlichen Graduierten-Feier

Gesellschaftliche Mitverantwortung

Die afrikanischen Kirchen verstehen ihre Bildungsarbeit unmittelbar als einen Beitrag zum Aufbau, zur Stabilisierung und Weiterentwicklung des politischen Gemeinwesens ihrer Länder. So konnten wir interessante Diskussionen darüber mitverfolgen, wie die Kirchen sich daran beteiligen, traditionell afrikanische und moderne demokratische Formen der gesellschaftlichen Teilhabe in ein Zusammenspiel zu bringen, das einen gerechten Frieden für alle fördert. Insbesondere setzen sich die Kirchen auch für ein gutes Zusammenleben mit der muslimischen Minderheit ihres Landes ein. Sie empfinden ihr Engagement dafür als ebenso notwendig wie selbstverständlich. Das erscheint uns auch deswegen bedeutsam, weil in unseren Nachrichten meistens nur Beispiele des Zusammenbruchs eines gesellschaftlichen Miteinanders in den Ländern Afrikas vorkommen, während die hoffnungsvoll stimmenden guten Beispiele etwa aus Ghana und Togo kaum einmal erwähnt werden.

Bei der Third Memorial Lecture der EPUC war auch ein Beitrag aus Deutschland erwünscht: Esther Oduraa Ofei-Aboagye („Main Speaker“) und Martin Heimbucher („Speaker“)

Selbstbewusst und auf hohem Niveau reflektiert stellen uns die Dezernetin für Frauenarbeit Nyuieme Adiepena und der Bildungsdezernent W.H.Y. Azornu ihre Konzepte für den kirchlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in Ghana vor. Nein, hier begegnet uns längst nicht mehr das Bemühen, westliche Standards auf die afrikanische Situation anzuwenden. Vielmehr zeigen uns die im internationalen Bildungsgängen hervorragend qualifizierten Theologen und Gesellschaftswissenschaftler, wie sie eigenständige Antworten auf die Herausforderungen ihrer Situation formulieren. Manche intelligente Einsicht, die uns hier begegnet, würden wir gern auch in den gegenwärtigen Problemen in unserem eigenen Land zur Sprache gebracht sehen.

Foto: Edda Bosse, Hannes Menke, Thomas Fender und Martin Heimbucher im Gespräch mit Pastorin Nyuieme Adiepena im Schatten des „Summer Hut“ im Garten des kircheneigenen Kekili-Hotels in Ho

Gelebte Spiritualität

Bewegt hat uns auch die intensive Spiritualität, die uns im Leben unserer Partnerkirchen begegnet. Unsere Schwestern und Brüder leben in ihrem Alltag eine Frömmigkeit, die morgens, mittags und abends und auch zwischendurch wie selbstverständlich dem Bewusstsein der Gegenwart Gottes Ausdruck verleiht und der Seele gut tut. Die Synode der EEPT widmete sich einen ganzen Tag lang der Bibelarbeit und der theologischen Analyse ihres Schwerpunktthemas: „Héritier de Dieu, leve-toi et fructifie tes talents“ („Kind Gottes, steh auf und lass deine Gaben Frucht bringen“). Das hat uns beeindruckt, auch wenn wir hier und da auch eine gewisse aktivistische Engführung der biblischen Botschaft wahrzunehmen meinten.

Chorsängerinnen in der Gemeinde Adidome (Ghana)

Die Gottesdienste, die wir mitfeiern durften, sind tatsächlich Feiern der ganzen Gemeinde. Dies wird vor allem durch das lautstarke Mitwirken verschiedener Chöre und Musikgruppen deutlich, die immer wieder die Gemeinde in Bewegung bringen und zum Mitsingen animieren. Höhepunkt ist das Einsammeln verschiedener Kollekten, zu dem sich die ganze Versammlung in langer Polonaise singend zum Sammeltopf nach vorn bewegt. Im nächsten Augenblick aber kann dieser leidenschaftlich bewegte Chor wieder still in den Reihen sitzen und mit großer Beteiligung der Predigt oder einem Grußwort lauschen. Und wie selbstverständlich nehmen schon kleinere Kinder an dem ganzen langen Gottesdienst teil, wachsen in die Liturgie hinein und prägen sich Lieder und Rhythmen ein, die sie wohl ein Leben lang begleiten werden.

Gruppenbild mit Mitwirkenden und Gästen nach dem Gottesdienst in Adidome, von links nach rechts: Kirchenpräsident Dr. Martin Heimbucher, Präsidentin Edda Bosse (Bremen), Moderator Dr. Seth Senyo Agidi, Clerk Rev. E.A.K. Amey, Presbyter Jonas Dzodzodzi (Leitende Mitglieder des Rates der General Assembly EPC), sowie Ökumenepastor Thomas Fender und Hannes Menke (Generalsekretär der Norddeutschen Mission).

Leer, den 23. April 2016

Thomas Fender, Pastor für Ökumene und Diakonie der Evangelisch-reformierten Kirche
Dr. Martin Heimbucher, Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche