Rätsel um unsere Kirchengruft

Heike Düselder berichtet 1 :

Die reformierte Kirche in Loga hat für die Geschichte der Evenburg und der Herrlichkeit Loga im 17. und 18. Jahrhundert eine ganz zentrale Bedeutung. Sie war die Patronatskirche der Schlossherren auf der Evenburg und stand vor allem mit dem Begründer der Herrlichkeit Loga,

Rätsel
Einführung der Endoskopiekamera durch Fugenöffnung

Erhardt Ehrentreuter, in einem engen Bezug. Ehrentreuter und seine Frau Eva von Ungnad waren reformiert und ließen in unmittelbarer Nähe der Kirche, gleichsam auf einer Höhe, die Evenburg bauen. Und auch für die Nachfolger Ehrentreuters aus der lutherischen Familie von Wedel blieb dieser enge Bezug zwischen Schloss und Kirche von Bedeutung.

Die Vorburg, die Gustav Wilhelm von Wedel vermutlich 1703 erbauen ließ, ist in ihrer axialen Ausrichtung direkt auf die reformierte Kirche bezogen.

Erhardt Ehrentreuter ließ in dem Jahrzehnt nach der Fertigstellung des Schlossbaus in zwei Gewölben unter dem Chor der Kirche eine Begräbnisgruft einbauen. Die letzte Begehung der Gruft fand im Oktober 1936 statt. Zusammen mit Pastor Heinrich Oltmann besichtigte Botho von Wedel die Gruft, dokumentierte den Inhalt und stellte zusätzlich Recherchen zur Identität der dort bestatteten Personen an. Nach seinem Bericht sind nachweislich sieben Erwachsene in der Gruft der Logaer Kirche beigesetzt:

1.) Erhart von Ehrentreuter, geb.13.September 1596, gest. 31.Dezember 1664

2.) dessen zweite Tochter, Maria von Wedel-Jarlsberg, geb. 31. Juli 1633, gest. 26. Oktober 1702

3.) deren Enkel, Gustav Philipp von Wedel, Erbauer der Philippsburg, geb. 29. November 1706, gest. 15. September 1738

4.) dessen Ehefrau Magdalena Elisabeth, geb. Freifrau von Closter zu Dornum, geb. 24. 24. Februar 1706, gest. 20. Dezember 1762

5.) deren Enkelin Maria Magdalena, Gräfin von Wedel, geb. 30. April 1750, gest. 9. Dezember 1829

6.) Elisabeth von Wedel, geb. von Pollmann-Gruys, geb. 14. Oktober 1714, gest. 13. Januar 1749

7.) deren älteste Tochter Juliane Sophie, Ehefrau des preußischen Regierungspräsidenten in Aurich, Johann Christoph von Derschau, geb. 13. Dezember 1734, gest. 10. April 1774.

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Deutlich erkennbarer Tragegriff mit Löwenkopf an einem der Särge in der Gruft

Die letzte Bestattung in der Gruft hatte somit 1829 stattgefunden. 1937 waren nur noch sechs der sieben Särge festzustellen. Vermutet wurde damals, dass im Laufe der Zeit bauliche Veränderungen an der Kirche, erkennbar unter anderem an der Nordwand, die auch die Gruft berührt haben, durchgeführt wurden. Eine wietere Öffnung muss um 1860/1870 geschehen sein, zu diesem Zeitpunkt war die Gruft schon teilweise verschüttet und zwei Särge zusammengebrochen. Metallplatte, die auf dem Sarg lag, trägt die Inschrift:
„Hier ruhet in Gott Die Weyland Hochgeborene Frauw Frauw Maria
Gräffin zu Yarelsberg, FreyHerrin von Wedel, Geborene FreyHerrin von Ehrenreuther, Edle Frau auff Evenburg, Reetz und Nörenberg, So geboren Ao. 1633 des 31. July Vermählet Ao. 1665, den 24. January Und in Gott Seelig verstorben Ao. 1702, den 26 Octobris Ihres Alters 69 Jahre 2 Monate und 26 Tage.“ Auf den Seiten des Sarges befinden sich die Wappen ihrer Eltern, das Wappen der Familie Ehrentreuter und der Familie Ungnad. Am Kopf- und Fußende befinden sich die verschlungenen Initialen M.W., auf der Oberseite des Deckels ein silbernes Schild in Herzform mit dem Spruch: Römer 8. Vers 18: „Ich halte dafür, dass dieser Zeit Leiden nicht werth sind der Herrlichkeit, die an uns soll offenbart werden.“ Am Fußende sind eine ovale Silberplatte mit der Inschrift: „Herr ich warte auf Dein Heil“ (1. Mose, Kap. 49 Vers 18) sowie ein Stundenglas angebracht.
Die Kirchengruft in Loga besitzt nicht nur einen erheblichen kulturgeschichtlichen Wert, die dort bestatteten Personen gehören auch zu den zentralen Personen in der Geschichte der Evenburg und der Herrlichkeit Loga: Ehrentreuter, der Begründer der Herrlichkeit, seine Tochter Maria, durch die die Evenburg an die Familie von Wedel kam, Gustav Philipp von Wedel, der Erbauer der Philippsburg. Und es sind keine Ehepaare, die hier gemeinsam ihre letzte Ruhestätte fanden, sondern jeweils nur einzelne, bestimmte Familienmitglieder. Dies hängt mit den gemischtkonfessionellen Ehen zusammen. Die lutherischen Ehepartner wurden entweder in der Familiengruft, später im Mausoleum in Gödens, aber auch auf dem Friedhof der lutherischen Kirche in Logabirum beigesetzt.

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Auf dem Monitor erkennbares Ornament eines Sargdeckels

Wegen der besonderen kulturgeschichtlichen Bedeutung der ref- ormierten Kirche als Begräbnisstätte der adeligen Familien auf der Evenburg und der Philippsburg wurde im Herbst 2008 eine erneute Begutachtung der Gruft vor- genommen, nun mit modernen Methoden, die ein behutsames Vorgehen ohne erneute Öffnung des verschütteten und zugemauerten Eingang erlaubten.

Durch mehrere Bohrungen im Chorbereich wurden Öffnungen für eine Endoskopie geschaffen. Mittels eine winzigen Kamera, die durch die Löcher im Kirchenboden gelassen wurde, konnte der Inhalt der Gruft gefilmt werden. Dabei kam Erstaunliches und manches Rätselhafte zutage. Noch immer zeigte sich der Sarg der Maria Ehrentreuter mit den kostbaren, mit Blattgold versehenen Beschlägen, dem Wappen Ehrentreuter und der Metallplatte mit der Inschrift nahezu unversehrt und gut erhalten. Von den übrigen Särgen hat keiner die Jahrhunderte unbeschadet überstanden, teilweise sind sie zerstört, und eine Zuordnung zu den einst dort bestatteten Personen ist kaum noch möglich. Sichtbar zu erkennen sind lediglich drei Särge, was aus den übrigen geworden ist, muss offen bleiben. Somit bleibt es dabei, dass die Kirchengruft in der Logaer Kirche mit dem Sarg der Maria Ehrentreuter einen besonderen Schatz, daneben aber vor allem noch eine Reihe von Rätseln bereithält. Erst umfangreiche und genauere Untersuchung und restauratorische Maßnahmen könnten hier weiteren Aufschluss geben.

1 Heike Düselder, Historikerin, gebürtig aus Loga, ist derzeit zu Hause in Oldenburg und hat uns obenstehenden Artikel freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Die Fotos stammen von Herrn Prussat, Ostfriesische Landschaft.